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 Eisenmangel ist weiter verbreitet als man denkt

Eisenmangel, Eisenmangelsyndrom

Das Eisenmangelsyndrom ist eine sehr häufig auftretende Störung des Eisenstoffwechsels und wird in seinem Krankheitswert und seiner Bedeutung für die Gesundheit, die subjektive Befindlichkeit und das Leistungsvermögen weit unterschätzt.

Wer ist betroffen?

Etwa 50 % aller Frauen im menstruierenden Alter sind von dieser grundlegenden Störung des Stoffwechsels und insbesondere des Energiestoffwechsels betroffen, ohne es zu wissen.
Nicht selten durchlaufen diese Frauen einen langen Irrweg durch die medizinischen Instanzen ohne erfolgreich therapiert zu werden. Dabei laufen sie Gefahr möglicherweise als „Psycho“ abgestempelt zu werden.
Kleinkinder, Kinder im Wachstumsschub, heranwachsende in der Pubertät und Senioren sind nicht selten ebenfalls von dieser Erkrankung, die in der Bevölkerung weitgehend unbekannt ist, betroffen.
Leistungssportler und Sportler im ambitionierten Amateurbereich gehören ebenfalls zur Gruppe der Gefährdeten. Eine weitere Risikogruppe sind Menschen die sich ausschließlich vegetarisch bzw. vegan ernähren insbesondere, wenn sie zu den oben genannten Personengruppen gehören.

Symptome

Die Schwierigkeit in der Wahrnehmung des Eisenmangelsyndroms ist seine schleichende Entwicklung.
So gehört die Symptomatik dieser Erkrankung zum gewohnten Lebensgefühl und wird erst nach erfolgreicher Therapie im Rückblick als Krankheit wahrgenommen.
Eine Patientin beschreibt den Effekt wie folgt: Wenn ich vergleiche wie ich mich jetzt fühle und wie es vorher war, so ist das als ob ein Flugzeug erst unter grauem Himmel fliegt um dann durch die Wolkendecke in den strahlenden Sonnenschein hinaufzusteigen. Unbeschreiblich!

Die Symptome des Eisenmangelsyndroms sind unspezifisch und vieldeutig:

  • Müdigkeit
  • Tinnitus
  • Allgemeine Schwäche
  • Schwindel
  • Leistungsabfall
  • Herzklopfen
  • Tachykardie bei geringer körperlicher Belastung
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • depressive Verstimmungen
  • Nackenverspannungen und Kopfschmerzen
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Haarausfall und glanzlose Haare
  • Nagelbrüchigkeit

Eisenmagelsyndrom in der Schwangerschaft

Schwangere Frauen, die nicht ausreichend mit Eisen versorgt sind, können während der Schwangerschaft eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) entwickeln.1 Eine Hypothyreose der Mutter gefährdet die Entwicklung des ungeborenen Kindes.

Diagnose des Eisenmangelsyndroms

Zusammen mit der Symptomatik (siehe oben) führt eine Untersuchung des Blutes zur Diagnose „Eisenmangelsyndrom“.

Die Speicherung des Eisens erfolgt über die Bindung an Ferritin, einem Eiweiß, das pro Molekül bis zu 4500 Eisenatome in Form von Eisenoxyhydroxid (FeO(OH)) speichern kann.
Der Gehalt an Ferritin im Blut spiegelt ziemlich genau des Füllungszustand der gesamten Eisenspeicher des Körpers wieder. Ferritin kommt in allen Zellen des Körpers sowie in allen Körperflüssigkeiten vor.
Es ist zwar der empfindlichste Labormarker eines Eisenmangels allerdings führen entzündliche und bösartige Erkrankungen, Lebererkrankungen und eine Schwangerschaft zu einem Anstieg des Ferritins. Dadurch kann ein bereits bestehender Eisenmangel verdeckt werden.
Zur Diagnose des Eisenmagelsyndroms messen wir das kleine Blutbild, Werte des Eisenstoffwechsels, Entzündungsparameter, die Leberfunktion und die Effizienz des Einbaus von Hämoglobin (der eigentliche Sauerstofftransporter im Blut) in die Erythrozyten (rote Blutkörperchen).

Folgende Werte werden von uns bestimmt:

  • bb (kleines Blutbild)
  • Ret-Hb (Retikulozytenhämoglobin)
  • Ferritin
  • Transferrin
  • sTfR (löslicher Transferrinrezeptor)
  • CRP (Creaktives Protein)
  • GOT
  • GPT
  • γGT

Neben der Diagnose eines Eisenmangels erlauben diese Laborwerte gleichzeitig eine genaue Berechnung des eventuellen Eisenbedarfs.

Therapie des Eisenmangelsyndroms

Die Therapie des Eisenmagelsyndroms ist über eine entsprechend angepasste Ernährung oder die Gabe von Eisenpräparaten grundsätzlich möglich.
Eine entsprechende Umstellung der Ernährung (tierische Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Hämoglobin bzw. Myoglobin: optimal: Leber) ist in den meisten Fällen aus ethischen oder persönlichen Gründen nicht möglich. Die Aufnahme von Eisen aus pflanzlicher Ernährung ist aufgrund sekundärer Pflanzenstoffe erheblich schlechter als aus tierischen Nahrungsmitteln.
Eisenpräparate haben nicht selten unangenehme Nebenwirkungen wie z. B. Übelkeit und Verstopfung, und werden deshalb häufig nicht gut vertragen.
Die Erholung des Eisenspiegels über Eisenpräparate und/oder eine Umstellung der Ernährung dauert lange, da die Eisenresorption aus dem Dünndarm nur gering und störungsanfällig ist.

Wenn ein Mangel besteht, der eine entsprechende Störung der Befindlichkeit zur Folge hat, sollte dieses Defizit so schnell als möglich behoben werden. Die Therapie sollte schnell, zuverlässig und sicher sein. Alles Kriterien, die für die Eiseninfusion sprechen. Bei bestehender Symptomatik ist dies deshalb die Therapie der Wahl.

Infusionstherapie

Im Regelfall erfolgt die Therapie mittels mehrerer (in der Regel 3-5) Eiseninfusionen, die einmal bis zweimal pro Woche durchgeführt werden. Üblicherweise erfolgt 14 Tage nach Ende der Infusionstherapie eine Überprüfung der Blutwerte, die drei Monate später wiederholt wird um den Verlauf des Eisenspiegels feststellen zu können. In den meisten Fällen werden die Infusionen ein bis zweimal jährlich wiederholt.

Orale Therapie (Tabletten, Kapseln, Saft)

Die orale Therapie (Tabletten oder Kapseln) wird im Allgemeinen schlecht vertragen und ist, verglichen mit einer Eiseninfusion, ineffizient.
Die Aufnahme des Eises aus dem Darm ist nur in geringen Mengen möglich, bei entzündlichen Erkrankungen wird kein Eisen aus dem Darm aufgenommen („Mukosablock“).

Der Therapieeffekt

Da sich die Symptomatik des Eisenmangelsyndroms in der Regel nur langsam entwickelt ist sie Bestandteil des normalen „Lebensgefühls“ und wird als solche nicht bewusst wahrgenommen.
Der Ausgleich des Eisenmangels, besonders im Rahmen der Infusionstherapie, führt häufig zu einer deutlichen Intensivierung des subjektiven Erlebens und wird häufig mit Bildern wie: „ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so wohl gefühlt zu haben“, „alle fragen was mit mir los ist, weil ich so strahle“, „mein Auftreten hat sich deutlich zum Positiven hin (Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen) entwickelt“ …

Verlauf des Eisenmangelsyndroms

Außer bei großen Blutverlusten ist der Beginn der Eisenmangelkrankheit unbemerkt und schleichend. Ernährungsbedingt oder durch chronische bzw. stets wiederkehrende Blutverluste (Menstruation, chronische Magen oder Darmschleimhautentzündungen u. ä.) kommt es zu einem langsamen Verlust des Eisens im Körper.
Die Folge ist eine langsame, unbemerkt voranschreitende Einschränkung der eisenabhängigen Funktionen der Zellen mit den oben beschriebenen Befindlichkeitsstörungen bzw. Erkrankungen.
Erst am Ende der Erkrankung kommt es zu einer Einschränkung der Bildung der roten Blutkörperchen und damit zu sogenannten Eisenmangelanämie.
Die „Blutarmut“ (Eisenmangelanämie) tritt erst am Ende einer ganzen Kette von Störungen der Körperfunktionen auf und gilt in der Schulmedizin als Zeichen des Eisenmangels.
Bevor es zu einer Eisenmangelanämie kommt sind andere eisenabhängige Körpervorgänge in ihrer Funktion und Wirksamkeit reduziert und eingeschränkt.
Zu diesen eingeschränkten Funktionen gehört unter anderem die mitochondriale Energiegewinnung.
Diese Einschränkung führt nicht nur zu einem Energiemangel der Zelle, sondern auch zu einem deutlich erhöhten Anfall von Sauerstoffradikalen in Form von HydroxylRadikalen, („oxidativer“ Stress), und in der Folge zum vermehrten Anfall von Peroxynitrit, („nitrosativer“ Stress).
Aus diesem Grund ist bei Verdacht auf eine mitochondriale Dysfunktion unter anderem die Messung des Eisenstoffwechsels unabdingbar.

Risikogruppen

Die Eisenmangelanämie ist in Deutschland eine nicht sehr häufige Erkrankung. Im Gegensatz zum Eisenmangelsyndrom von dem geschätzt bis zu 50 % der Frauen im menstruierenden Alter betroffen sind.
Weitere Risikogruppen sind Kinder durch ihren wachstumsbedingten Eisenbedarf insbesondere bei vegetarischer oder legaler Ernährung.
Ebenso Senioren aufgrund der häufig eingeschränkten Darmfunktion und nicht selten veränderten Ernährungsberater.
Auch Sportler, insbesondere im Bereich des gehobenen Amateur oder Breitensportes und im Leistungssport sind durch den deutlich erhöhten Eisenbedarf gefährdet an einem Eisenmangelsyndrom zu erkranken. In dieser Gruppe äußert sich der Eisenmangel vor allem durch einen mangelnden Trainingserfolg, verzögerte Erholungsphase nach intensiveren Trainingseinheiten oder Wettkämpfen. Nicht selten kommt es auch zu Symptomen, die irrtümlich einem Magnesium, Arginin oder sonstigem Elektrolytmangel zugeordnet werden.

Geschichte des Eisenmangelsyndroms

Diese chronische Erkrankung war seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in der Medizin unter dem Namen „Chlorose“ bekannt. Sie wurde erstmals 1958 als „lavierter Eisenmangel“ von Leibetseder und Kosanowski in der Wiener klinischen Wochenschrift (Jahrgang 70, Heft 1, 3. Januar 1958) beschrieben. Bereits 1971 erschien die Publikation „das Eisenmangelsyndrom“ von Prof. Dr. sc. med. Gerhard Reschke und Frau Dr. med. Erika Mills in Dresden (Verlag Theodor Steinkopff, Dresden, 1971). Bedauerlicherweise geriet diese chronische Erkrankung in Vergessenheit bis sie 1998 durch den schweizer Hausarzt Dr. Beat Schaub (Basel) wiederentdeckt wurde. Er fand anhand seiner Daten eine Möglichkeit den Eisenbedarf zu berechnen und somit eine bedarfsangepasste Therapie zu ermöglichen. Keine Standardtherapie nach dem Motto: „dreimal eine Tablette täglich“, sondern tatsächlich an den individuellen Bedarf angepasst. Dr. Schaub gründete die SIHO (Swiss Iron Health Organization), die Ärzte entsprechend ausbildet und in der Durchführung einer korrekten Therapie unterstützt.

weiterführende Informationen

Das Eisenmangelsyndrom wird durchaus kontrovers diskutiert. Im Folgenden finden Sie eine Liste weiterführender Seiten:


Bildnachweis: © Alexandre Vanier@stocksnap.io


  1. Zimmermann, Michael B.; Burgi, Hans; Hurrell, Richard F. (2007): Iron deficiency predicts poor maternal thyroid status during pregnancy. In: The Journal of clinical endocrinology and metabolism 92 (9), S. 3436–3440. DOI: 10.1210/jc.2007-1082. (⏶)
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