/* Meta names */ Jodzentrum Weilheim
 Die Schwerpunkte meiner Privatpraxis für Allgmeinmedizin und klinische Hypnose

Jod — das vergessene Spurenelement

Die meisten Menschen wissen, dass die Schilddrüse auf eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr von Jod angewiesen ist um Schilddrüsenhormone bedarfsgerecht bilden zu können.
Den meisten Menschen, auch den meisten Ärzten ist nicht bekannt, dass, neben der Schilddrüse, folgende Organe von einer ausreichenden und regelmäßigen Jodzufuhr abhängig sind:

  • Augen
    • Tränendrüsen
    • Ziliarkörper (Produktion von Kammerwasser, Aufhängung der Linse)
  • Brustdrüse
  • Eierstöcke
  • Gehirn
    • Hirnreifung während der Schwangerschft, bei Säuglingen und Kleinkindern
    • Produktion von Liquor
  • Haut
  • Magen-Darm-Trakt
  • Nieren
  • Prostata
  • Speicheldrüsen
  • Thymusdrüse

Jod ist weitaus mehr als nur die Schilddrüse!

Jod und seine Wirkung im Körper

Jod ist für Jede Körperzelle wichtig, es ist eines der ältesten Antioxidantien im Körper. Einige Organe besitzen spezielle Transportsysteme, den Natrium-Jodid-Symporter1, über den die Jodaufnahme in das Organgewebe geregelt werden kann. Dieser Symporter wurde in folgenden Organen nachgewiesen:

  • Eierstöcke
  • Brustdrüse stillender Mütter
  • Gehirn
  • Schilddrüse
  • Prostata

Jod kann, im Gegensatz zu allen anderen Spurenelementen auf mehreren Wegen in den Körper gelangen, nämlich über:

  • die Lunge
  • die Haut
  • den Magen-Darmtrakt

Nach einer Studie, die 2013 im Lancet erschienen ist2, ist es für den Jodhaushalt gestillter Kinder besser, wenn die Mutter ausreichend mit Jod versorgt wird, als wenn der Säugling mit Jod supplementiert wird. Ein weiterer Grund, der für eine Supplementierung über die Muttermilch spricht, ist, dass Säuglinge und Kleinkinder empfänglich für eine jod-induzierte Überfunktion der Schilddrüse sind.3

Risikogruppen für einen Jodmangel

Einzelne Gruppen haben ein erhöhtes Risiko in einen Jodmangel zu geraten und sollten besonders auf ihre Jodversorgung achten.
Insbesondere Kinder — vom Säugling bis zum Heranwachsenden — haben einen erhöhten Bedarf an Jod, der sich durch jeden Wachstumsschub verstärkt. Säuglinge und Kleinkinder haben einen sehr hohen Bedarf an Jod, dass sie unter anderem zur Gehirnreifung benötigen.
Weil schwangere Frauen und stillende Mütter Ihren Jodpool mit dem Ungeborenen bzw. dem Säugling teilen, hat auch diese Gruppe einen deutlich erhöhten Bedarf.
Sportler, vor allem im Leistungsbereich, haben einen erhöhten Jodbedarf.
Veganer und Vegetarier haben in den Jodmangelgebieten, zu denen unter anderem auch die D•A•CH-Region4 zählt, aufgrund ihrer Ernährungsweise Schwierigkeiten Ihren Jodbedarf zu decken.

Effekte eines Jodmangels in der Schwangerschaft

Jod ist für eine gesunde Entwicklung des Gehirns für das Ungeborene und Kleinkinder unerlässlich. Während einer Schwangerschaft steigt der Jodbedarf um etwa 50 % um die Versorgung des Foetus zu ermöglichen!5
Ein Jodmangel in dieser Zeit kann sowohl bei der Mutter als auch beim Kind zu einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothareose) führen und damit u. U. eine Entwicklungsstörung des zentralen Nervensystems des Foetus verursachen.
Das Ausmass der Entwicklungsstörung hängt von Zeitpunkt und Schweregrad der Hypothyreose ab. Im schlimmsten Fall führt sie zum Kretinismus.

Studien haben gezeigt, dass in Gebieten mit einem moderatem bis erheblichen Jodmangel eine frühzeitige (bevor einer Schwangerschft bzw. in den ersten Wochen) Nahrungsergänzung mit Jod neue Fälle von Kretinismus zuverlässig verhindert werden, das geburtsgewicht erhöht, Todesfälle während der Geburt und in der frühen Kindheit treten seltener auf und ganz allgemein verbessert sich die Entwicklung kleiner Kinder um 10—20 %.6

Eine geringgradige Unterversorgung mit Jod der Mutter kann bei deren Kindern zu einer Hypothyreose führen, inwieweit die Intelligenz der Kinder dadurch eingeschränkt wird, ist derzeit nicht bekannt.7

Jodzentrum in Weilheim

In meiner Privatpraxis für Allgemeinmedizin und Prävention, hier in Weilheim, spielt Jod sowohl in der Therapie als auch Prävention eine wesentliche Rolle.
Zum Standardlabor in meiner Praxis gehört, neben anderen wichtigen Parametern, die Untersuchung des Jod- und Selenspiegels.
Im Rahmen der adjuvanten (unterstützenden) Krebstherapie, insbesondere beim Brustkrebs der Frau, spielt Jod neben den Heilpilzen (Medizinalpilzen) eine wesentliche Rolle.

Im Rahmen meiner Tätigkeit kläre ich meine Patienten ausführlich über die Bedeutung und Wichtigkeit dieses vergessenen Spurenelementes Jod für das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Prävention zahlreicher Krebserkrankungen (insbesondere des Brustkrebes der Frau!) auf.


Jod • Bedeutung und Geschichte

Jod wird wissenschaftlich als Iod geschrieben, das Elementsymbol ist I. Da umgangssprachlich Iod allerdings mit J geschrieben wird, behalte ich diese Schreibweise Jod bei.

Jod ist ein essentielles Spurenelement aus der Gruppe der Halogene, zu denen auch Chlor, Brom und Fluor (neben Astat und Tenness, die im täglichen Leben i. A. bedeutungslos sind) gehören. Das Element wurde 1811 von Bernard Courtois entdeckt. Der es wegen seiner Farbe Jod nannte. Die Bezeichnung leitet sich aus dem Griechischem ab: ιοειδής (ioeides) für veilchenfarbig, violett

Jod in der Natur

Das meiste Jod in der Natur findet sich in den Meeren, während es auf dem Festland, im Boden, nur in geringer Konzentration findet. Der Jodgehalt der Böden wird durch die Verdampfung von Jods aus den Meeren, welche durch die UV-Strahlung verstärkt wird, erhöht. Deshalb sind die küstennahen Böden erheblich reicher an Jod als die Flächen weiter im Landesinneren. Dieser jodreiche Gürtel ist etwa 100–120 km breit, dahinter liegt der Jodgehalt im Bereich der Flächen im Landesinneren.

Das Spurenelement findet sich in der Natur in unterschiedlichen Formen:
anorganisch als Natrium- bzw. Kaliumsalze (NaI, NaIO3, NaIO4, KI), anorganische molekulares Jod (I2) und organisch gebundenes monoatomares Jod (I-).

Weil sich im Boden gebundenes Jod nur schwer löst bzw. zwar von den Wurzeln aufgenommen werden kann, dies aber nicht in die oberirdischen Teile einer Pfalnze transportiert wird, kommt es vor, dass Ackerfrüchte trotz jodreichen Bodens jodarm sein können. Die Aufnahme in die oberirdischen Pflanzenteile erfolgt höchstwahrscheinlich über die Blätter, die verdampftes atomares Jod aufnehmen und speichern.

Jod im Organismus

Dieses Spurenelement ist lebensnotwendiger, essentieller Bestandteil des menschlichen Körpers und wird mit der Nahrung aufgenommen.
Die höchste Konzentation an Jod, 70–80 % des Gesamtjods im Körper, findet sich in der Schilddrüse und spielt dort eine zentrale Rolle. Es ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone (T3, T4) und reguliert im Zusammenspiel mit TSH die Aktivität der Hormonbildung in der Schilddrüse.

Jod ausserhalb der Schilddrüse

Neben der Schilddrüse ist dieses Spurenelement auch für die folgenden Organe von Bedeutung , die — wie die Schilddrüse — Dijod-Tyrosin bilden können und ein spezielles Jodtransportsystem (Natrium-Jodid-Symporter) zur Aufnahme dieses Spurenelementes aufweisen.
Im Gegensatz zur Schilddrüse unterliegen diese Gewebe nicht der Regulation durch TSH:

  • Speichel- und Tränendrüsen
  • Magenschleimhaut
  • Dünndarm
  • Niere
  • Eierstöcke und Eileiter
  • Plexus choroideus
  • Brustdrüsen (während der Stillphase)
  • Plazenta
Speicheldrüsen und Jod

Jod, dass nich in die Schilddrüse aufgenommen wurde oder welches aus der Dejodierung von jodhaltigen Verbindungen in peripheren Geweben stammt, wird über das Blut zu den Speicheldrüsen transportiert und hier über den Natrium-Jodid-Symporter aktiv aufgenommen. Ein Teil des Jodes wird wird mithilfe von H2O2 und einer Peroxidase (Myeloperoxidaes MPO, Speichelperoxidase SPO) im Speichel zu Hypojodit (IO-) oxidiert.
Da Hypoiodit antimikrobiell, antiviral und antimykotisch wirksam ist, dient es wohl als ein Teil der Keimabwehr im Mund.
Der Rest, des aus dem Blut aufegnommenen Jods, wird als Jodid über die Speicheldrüsen in die Mundhöhle ausgeschieden und dient dem Recycling, da es dem Jodpool des Körpers auf diesem Weg wieder zugeführt wird.

Magenschleimhaut und Jod

Für den Magen bzw. die Magenschleimhaut gilt das selbe wie für die Speicheldrüsen. Ein Teil des Jods wird in der Magenschleimhaut mithilfe von H2O2 und einer Peroxidase (Magenperoxidase GPO) zu Hypojodit umgewandelt und in den Magen abgegeben. Wie im Mundraum dient es auch hier wahrscheinlich auch der Keimabwehr. Der Rest wird, wie bei den Speicheldrüsen, als Jodid abgegeben und kann so dem Jodpool wieder zugeführt werden. Die Jodaufnahme in der Magenschleimhaut erfolgt also nicht aus der Nahrung, sondern aus dem Blut.

Darm und Jod

Im gesamten Dünndarm werden die unterschiedlichen Jodformen (Jodide, Jodate usw.) zu freiem Jodid (I-) umgewandelt und über den Natrium-Iodid-Symporter in die Darmzellen aufgenommen. Diese Aufnahme ist so effizient, dass weniger als 1% des zugeführten Jods im Stuhl weidergefunden werden kann. Aus den Schleimhautzellen wird das Jod dann an das Blut abgegeben.

Niere und Jod

Die Niere ist das Hauptausscheidungsorgan für Jod. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass auch in der Niere Jod reabsorbiert wird um den Jodpool des Körpers stabil zu halten.

Eierstöcke, Eileiter und Jod

Vom Oberflächenepithel der Eierstöcke (Müller-Epithel) und den schleimbildenden Zellen der Fimbrien der Eileiter wird Iodid abgegeben. Dieses Iodid wird mithilfe von H2O2 und einer Peroxidase (?) zu Hypojodit umgewandelt und in den Eileiter abgegeben. Wie bei den Speicheldrüsen, den Tränendrüsen und den Jodsezernierenden Zellen der Magenschleimhaut dient das Hypojodit der Keimabwehr und hat Anteil an der Sterilität des Reproduktionstraktes.


Bildnachweis: ©[Benjah-bmm27](https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2116155)


  1. Symporter sind Eiweissmoleküle in der Zellmembran, die mehrere Stoffe gleichzeitig in eine Richtung — also nach Aussen oder nach Innen — transportieren.
    Die dazu benötigte Energie wird entweder aus dem Konzentrationsgradienten eines der beteiligten Moleküle gewonnen oder über ATP-Verbrauch zur Verfügung gestellt. (⏶)
  2. Bouhouch, Raschida R.; Bouhouch, Sabir; Cherkaoui, Mohamed; Aboussad, Abdelmounaim; Stinca, Sara; Haldimann, Max et al. (2014): Direct iodine supplementation of infants versus supplementation of their breastfeeding mothers: a double-blind, randomised, placebo-controlled trial. In: The Lancet Diabetes & Endocrinology 2 (3), S. 197–209. DOI: 10.1016/S2213-8587(13)70155-4. (⏶)
  3. Emder, Phillip John; Jack, Michelle Marion (2011): Iodine-induced neonatal hypothyroidism secondary to maternal seaweed consumption: a common practice in some Asian cultures to promote breast milk supply. In: Journal of paediatrics and child health 47 (10), S. 750–752. DOI: 10.1111/j.1440-1754.2010.01972.x. (⏶)
  4. D•A•CH: Deutschland, Österreich, Schweiz (⏶)
  5. Zimmermann, Michael B. (2012): The effects of iodine deficiency in pregnancy and infancy. In: Paediatric and perinatal epidemiology 26 Suppl 1, S. 108–117. DOI: 10.1111/j.1365-3016.2012.01275.x. (⏶)
  6. Kretinismus oder auch angeborenes Jodmangelsyndrom zeigt folgende Symptome:
    Zwergwuchs, dicke Zunge und trockene Haut, Sprachstörungen, Schwerhörigkeit (nicht selten bis zur Taubheit), Fettleibigkeit, Bindegewebsschwäche, Muskelschwäche, erhebliche geistige Entwicklungsstörung.
    (⏶)
  7. Zimmermann, Michael B. (2016): The Importance of Adequate Iodine during Pregnancy and Infancy. In: World review of nutrition and dietetics 115, S. 118–124. DOI: 10.1159000442078. (⏶)
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